Aktuelle Herausforderungen

Perspektiven

Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven katholischer Männerarbeit

Homosexualität und andere geschlechtliche Identitäten

Zu den neueren Aufgaben katholischer Männerarbeit gehört die Inklusion homosexueller Identität und anderer Selbstdefinitionen jenseits binärer Geschlechtlichkeit. Die Arbeitsstelle wurde 2019 mit der zusätzlichen Aufgabe betraut, die Seelsorger*innen der Diözesen, die einen Auftrag für diese Personengruppen erteilt haben, bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Zusammen mit der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge koordiniert die AS Männerseelsorge die Jahreskonferenzen der Bistumsbeauftragten, unterstützt sie bei der Bildung diözesaner Arbeitskreise und organisiert Tagungen und Fortbildungen für pastorales Personal. Die beiden Arbeitsstellen werden die Konzeption einer qualitätsvollen LSBTI*-Pastoral entwickeln und diese mit den Kolleg*innen in den Diözesen in die pastorale Praxis überführen. 

 

Gender-Forschung und neue Exklusionen

Seit vielen Jahren schon betreibt die Arbeitsstelle Männerseelsorge eine pro-feministische, auf Geschlechtergerechtigkeit ausgerichtete Geschlechterpolitik. Innerkirchlich wie gesellschaftlich arbeitet sie aktiv mit bei der Definition von Männlichkeit jenseits stereotyper und traditioneller Bilder. Die Stärke von Männern in der zweiten Reihe als Regelfall von Männlichkeit gestalten zu helfen und Ideen für aktive Vaterschaft und andere Sorge-Arbeit in Familie und Gesellschaft zu beschreiben, gehört zu ihrem Kerngeschäft.

Auf der anderen Seite ist eine neue Exklusionsbewegung zu beobachten. Im Zuge eines Aktivismus jenseits der beiden bislang dominierenden Geschlechter-Definitionen von Frau und Mann (Trans-Aktivismus) sind Versuche wahrnehmbar, das immer noch vorhandene Ungerechtigkeitsgefälle zwischen Frau und Mann zu nivellieren und gleichzeitig eine neue Hegemonie geschlechter-fluider Sichtweisen zu errichten. Hier hat die Männerarbeit die Aufgabe, Einseitigkeiten und neue Exklusionen zu vermeiden und gleichzeitig die Egalität aller Formen von Geschlechtlichkeit im kirchlichen Handeln voranzubringen.

 

Toxische Männlichkeiten und die Populisten

Der Ruf nach harter, gefühlsabstinenter Männlichkeit will nicht verstummen. Populisten aller Art nehmen Anleihen an den in Männern immer noch vorhandenen „kulturellen Genpool“. Sie propagieren einen allzeit gewaltbereiten Mann und setzen darauf, dass Männer sich an das Erbe „heroischer Männlichkeit“ erinnern, die allerdings stets in die Katastrophe geführt hat: Kolonialismus, zwei Weltkriege und Mord an Millionen von Juden sind lediglich die schlimmsten Ereignisse in Deutschlands Geschichte der letzten 200 Jahre, in denen der Appell an eine falsche Form von Männlichkeit sie dazu gebracht hat, jenseits ihrer humanen Intuition Gewalt auszuüben. Die Gefahren sind latent immer noch vorhanden und werden durch rechtspopulistischen Aktivismus getriggert. Katholische Männerarbeit wird nicht müde werden, aufgrund ihres Menschenbildes von der Gleichheit aller Menschen und als Geschöpfe Gottes daran zu erinnern, dass das Wesen des Menschen Menschlichkeit und (Feindes)Liebe ist. 

 

Corona-Pandemie und Digitalisierung

Die Corona-Pandemie wird die Kirche nachhaltig verändern. Gottesdienstbesuche als Form religiöser Solidaritätsbekundung unter Christen wird an Bedeutung verlieren. Andere Formen der Vergemeinschaftung werden gerade erfunden und bringen Christen auf andere Weise zusammen. Jetzt schon experimentieren Kollegen in den Diözesen mit digitalen Formaten des Austauschs von Männern untereinander, neuen Arten der Feier von Online-Gottesdiensten und der Organisation von Lebens- und Glaubensaustauschgruppen per Video-Call. Podcasts und online-Coachings und -Beratung sind jetzt schon viel gefragte, niederschwellige Angebote für Männer, sich miteinander zu vernetzen, ohne die eigenen vier Wände verlassen und Familie und Partnerschaft vernachlässigen zu müssen. Bei kluger Nutzung der Möglichkeiten und in Ergänzung zu weiterhin wichtigen Begegnungsformen face-to-face entsteht eine neue, kreative Form der Männerpastoral, die auch – nicht wichtig bei hohen Kirchenaustrittszahlen – kirchenbindend wirkt.

 

Sexualisierte Gewalt an Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Männern

Innerhalb der Kirche ist sexualisierte Gewalt an Jungen und Jugendlichen in der Mehrheit der sichtbaren Wahrnehmung. Neu hinzu kommt der Blick auf Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt an erwachsenen Männern. Hier sind Kleriker als Täter in der Mehrheit. 

Gesamtgesellschaftlich findet sexualisierte Gewalt in Familien und in nahen sozialen Zusammenhängen statt. Hier überwiegt der Missbrauch von Mädchen und jungen Frauen. Täter sind in der Mehrheit Männer. Im Durchschnitt überwiegt dieser männliche Täterkreis bei Weitem dessen innkirchlicher Provenienz. Als für Männer zuständiges pastorales Handlungsfeld muss die katholische Männerarbeit in differenzierter Weise ihre Geschlechtsgenossen in den Blick nehmen: als kindliche, jugendliche und meist junge erwachsenen männliche Opfer sexualisierter Gewalt auf der einen Seite und Männer als Täter auf der anderen Seite. Kleriker als Täter innerhalb der Kirche und gesamtgesellschaftlich Väter, Brüder, Onkel, Fußballtrainer, um nur einige Beispiele zu nennen. Das „männliche Geschlecht hoch Zwei“ steht im Mittelpunkt der Betrachtung: Als Täter und als Betreffende von sexualisierter Gewalt. Die Aufdeckung toxischer Strukturen eines dysfunktionalen Machtgefälles ist eine der wichtigsten intellektuellen und systemischen Aufgaben katholischer Männerarbeit. Dabei spielen die Geschlechtsgenossen als Korrekturinstanz einer „Kultur der Gewaltfreiheit“ eine wichtige Rolle. Nur da, wo Männer nicht wegschauen, wenn andere Männer ihre Macht missbrauchen und gleichzeitig dafür sorgen, dass auf allen Ebenen kirchlichen und gesellschaftlichen Handelns Frauen verantwortliche Positionen besetzen, kann sexualisierte Gewalt eingedämmt werden.

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