Männerarbeit im Rahmen Katholischer Erwachsenenbildung
Zum Beispiel in der Diözese Rottenburg Stuttgart
Seit ich die Männerarbeit in der Diözese Rottenburg-Stuttgart kenne – begonnen hat das um 1990, als ich noch Jugendreferent war – hatte sie, wenn man die Themen „Seelsorge“ und „Bildung“ als zwei Pole sieht, zwischen denen die Männerarbeit angesiedelt ist, immer eher den Akzent „Bildung“.
Eine zentrale Aufgabe der Männerarbeit war bis in die 2000er-Jahre hinein, die Männer auf dem Weg von einer traditionell patriarchalen in eine zunehmend gleichberechtigte Gesellschaft (und Kirche) mit ansprechenden Angeboten zu begleiten. Themen waren beispielsweise die gleichberechtigte Partnerschaft, das eigene Selbstverständnis als Mann, das Vatersein, die Balance zwischen Beruf und Familie, ein zeitgemäßer Glaube. Mittlerweile hat sich das Themenspektrum erweitert und es sind erlebnisorientierte und weniger „verkopfte“ Angebote in den Vordergrund gerückt.
Ein Standard für die Fachbereiche auf Diözesanebene, die sich entweder mit Zielgruppen (Frauen, Männer, Paare, Familie, Senioren, Führungskräfte) oder speziellen Themen (Frieden, Ökologie, Gerechtigkeit, Entwicklung im ländlichen Raum etc.) beschäftigen, ist, ihre Arbeit in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung in den Dekanaten zu machen. Das hat mit dem Subsidiaritätsprinzip zu tun, aber auch mit der Vermeidung unnötiger oder unguter Konkurrenzen.
So kommt es, dass Männerarbeit, ob es Männergruppen sind, regionale Männertage,
Bogenschießen für Männer, Gesprächsabende für Väter, Väter-Kinder-Wandertage oder Kanutage, Pilgertage für Männer, Männer-Vesper oder Seminarwochenenden, die sich an Männer richten, in der Regel in den Programmen der Katholischen Erwachsenenbildung auftaucht, und von dort auch Unterstützung erhält.
In der Kirchlichen Erwachsenenbildung seit Mitte der 70er hatten die ersten Jahrzehnte mehrheitlich Männer das Heft in der Hand. Und einige der Gründerväter der Katholischen Bildungswerke waren auch starke Akteure in der Männerarbeit der Diözese.
Das ist heute natürlich anders. Im Moment beobachten wir, dass die Gestalt und die Akteure der Männerarbeit in den Regionen bzw. Dekanaten weniger stabil, aber dafür bunter und vielfältiger werden. Manchmal sind es profilierte Einzelkämpfer, die etwas anbieten, manchmal bildet sich eine AG Männer in einer KEB-Einrichtung, die von einer Frau geleitet wird. Oder die Männerarbeit „wandert“ in die Regie des Leiters der Dekanatsgeschäftsstelle. Wichtig ist immer, es gibt einen oder mehrere „Kümmerer“ vor Ort, Männer mit Ideen, Kompetenzen und einer „Mission“. Die können wir unterstützen. Männerarbeit „implementieren“ (wie man heute so schön sagt) von oben klappt selten.
Tilman Kugler
Pädagoge, Theologe, Referent in der Männerarbeit